Wach bleiben - Erinnern für heute und morgen

Aktivitäten der Städt. Gesamtschule Nettetal
zur Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger
und die jüdische Kultur in ihrer Stadt

Ruth Harf (*1938, ✡1943)

Von dem Kind Ruth Harf, das nur fünf Jahre alt geworden ist, wissen wir kaum etwas. Wir wissen noch nicht einmal, wie das kleine Mädchen ausgesehen hat, weil kein Foto mehr exisitert.

Am 1. März 1938 wurde Ruth in Kaldenkirchen geboren; die Eltern waren Lina und Simon Harf. Die Familie wohnte in der Steyller Straße (heute Hausnummer 7).

Deportation

Mit drei Jahren wurde das Mädchen am 10. Dezember 1941 mit anderen Jüdinnen und Juden, darunter auch das jüdische Kind Hedi Lion und seine Eltern, am hellichten Tag wie das Vieh auf den Straßen durch Kaldenkirchen abgeführt, denn Bürgersteige sollten die Menschen jüdischen Glaubens nicht mehr betreten. Mit seinen Eltern wurde es nach Düsseldorf zum Schlachthof gebracht, der sich vor dem Güterbahnhof in Düsseldorf-Derendorf befand und in dem es übernachten musste. Der Schlachthof diente als "Auffanglager", wo sich alle, die deportiert werden sollten, am Vortag der Abreise einzufinden hatten.

"Am anderen Morgen standen wir stundenlang an einem Düsseldorfer Güterbahnhof. Die Kinder lagen im Schnee und weinten," erinnert sich Erna Valk aus Goch in ihrem Bericht für die Wiener Library. "Endlich fuhr unser Extrazug ab nach Riga. Wir waren 3 Tage unterwegs in einem ungeheizten Zuge ohne Wasser und Verpflegung. Abends kamen wir in Riga an und wurden bei 40 Grad Kälte erst am anderen Morgen ausgeladen – Skirotava Güterbahnhof. Viele, besonders Kinder, hatten schon von dieser Nacht Frostschäden."

Ankunft in Riga

Ruth war in dem Transport mit insgesamt 1007 Jüdinnen und Juden unterwegs, die größtenteils vom Niederrhein kamen. An einem Vorortbahnhof in der Nähe der lettischen Hauptstadt Riga kam der Zug an. Ruth Harf lebte fast zwei Jahre im Ghetto im Norden von Riga.

 
Ankunft eines Transportes von Jüdinnen und Juden in Riga.

Selektion der Kinder

Am 2. November 1943 wurden im Ghetto Kinder unter 15 Jahren und Alte über 50 Jahre "aussortiert": Ruth Harf und Hedi Lion aus Kaldenkirchen waren darunter. Sie wurden auf Lastwagen abtransportiert und irgendwo ermordet. Wann und wo genau Ruth starb, wissen wir nicht. Viele Kinder und Kranke wurden im November 1943 von Riga aus in das polnische Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ruth könnte aber auch in den angrenzenden Wäldern ermordet und in ein Massengrab geworfen worden sein.


Skizze des Ghettos von Riga

Erinnern

Am 6. Februar 2012 lässt die Städt. Gesamtschule Nettetal in Kaldenkirchen in der Steyller Str. 11 für Ruth und seine Eltern vom Kölner Künstler Gunter Deming Stolpersteine verlegen. So kann man sich an den Namen des jüdischen Mädchens erinnern, das wie 1,5 Millionen anderer Kinder von den Nazis ermordet wurde.

Fotos: A. Steindl, J. Breuer sowie 
http://www.holocaustresearchproject.net/ghettos/riga.html (Jews arriving in Riga)
http://www.rumbula.org/riga_ghetto.shtml (Riga Ghetto)

  

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