Wach bleiben - Erinnern für heute und morgen

Aktivitäten der Städt. Gesamtschule Nettetal
zur Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger
und die jüdische Kultur in ihrer Stadt

Eric Cohen (*1928, ✡2019)

Eric Cohen aus Kaldenkirchen:
Rettung durch den Kindertransport nach England.


2. April 1928

Erich Bernd Cohen wurde in Kaldenkirchen geboren.
Seine Eltern sind Abraham Cohen und Else Cohen, geborene Levy aus Breyell.
Die Familie wohnte in Kaldenkirchen in der Bahnhofstraße, im Haus der Urgroßeltern Devries.


Abraham Cohen und Else Cohen, geb. Levy


Erich Cohen 1931

1933

Eric besuchte den Kindergarten „Brigittenheim“,
anschließend die Evangelische Volksschule.


9.11.1938

Während der Reichspogromnacht hörte Eric im Hinterhaus, wie „die Fensterscheiben eingeschmissen und die Wohnung und Ladeneinrichtung der Metzgerei zertrümmert wurden“.

(Eisheiligen S. 131,133).

Sein Vater wurde verhaftet und im Konzentrationslager Dachau inhaftiert; Weihnachten 1938 wurde er entlassen.

Januar 1939

Erics Eltern brachten ihren 10-jährigen Sohn zu seinem Onkel Jakob Cohen nach Goch. Eric erinnerte sich später:

„Auch mein Onkel und seine Frau hatten beschlossen, ihre Kinder Margot und Herbert, beide jünger als ich, nach Holland zu schicken. Eine Begleitperson brachte uns zum Bahnhof und fuhr mit uns über die Grenze nach Nijmegen, in der Hoffnung, die Holländer würden uns passieren lassen, denn wir besaßen keine Pässe. Doch die Grenzbeamten schickten uns nach Goch zurück.
Ein paar Tage später versuchten wir es erneut, diesmal waren wir auf uns alleine gestellt. Wie es unsere Verwandten geschafft haben, die Sache so zu arrangieren, dass es diesmal klappte, weiß ich nicht. Jedenfalls wurden wir etwa 3 bis 4 Stunden nach unserer Ankunft in Nijmwegen von ihnen am Bahnhof abgeholt“.

(Eisheiligen S. 133)

Ein paar Tage später reiste Eric weiter nach Soesterberg bei Utrecht.

Juni 1939
„Etwa im Juni 1939 brachte man mich in das Burgerweeshuis (Städtisches Waisenhaus) in Amsterdam, St. Luciensteeg (…). Es war nicht alles angenehm in diesem Heim, und ich hatte Mühe, mich einzugewöhnen. Ich meine, dass ich in Amsterdam doch mit Herbert und Margot zusammen war, kurz darauf wurden wir jedoch getrennt.“

(Eisheiligen S. 135)

Die Holländer waren bestrebt, die Kinder in Familien unterzubringen, damit sie wieder ein geregeltes Leben führen und die Schule besuchen konnten.

Oktober 1939

Eric kam nach Apeldoorn. „Ich wohnte bei einer Familie Dr. Cohen mit drei Kindern. Zum ersten Mal seit 1938 ging ich wieder zur Schule.

März 1940

Eric, jetzt 12 Jahre alt, wurde nach Amsterdam ins Burgerweeshuis zurückgeschickt.

10. Mai 1940

Nach dem „Deutschen Überfall auf Holland“ folgte die Flucht nach England. Aus Erics Erinnerungen:

„Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt im Alter von 12 Jahren noch stets mit den anderen Flüchtlingskindern im Waisenhaus von Amsterdam, und wir waren zutiefst erschrocken, als die Meldungen von außen über die dramatische Invasion des Landes, insbesondere aus der Luft, zu uns drangen. Nach wenigen Tagen ging plötzlich alles ganz schnell, wir wurden völlig davon überrascht, wie überstürzt unsere Flucht nach England über die Bühne gehen sollte.
Im Burgerweeshuis hieß es auf einmal: „Laßt alles zurück, nehmt kein Gepäck mit, vergeudet keine Zeit, alles schnellstens raus!“ Wir eilten nach draußen und stiegen in bereitstehende Busse. Alles schien improvisiert zu sein. Die Fahrt ging nach Ijmiden, einem etwa 30 km entfernten Nordseehafen. Unterwegs erlebten wir ein Inferno, der Himmel war schwarz von riesigen Rauchwolken. Die deutsche Wehrmacht hatte zuvor strategische Ziele wie Ölraffinerien, Tanklager und Hafenanlagen in Holland und insbesondere das Zentrum Rotterdams furchtbar bombadiert. In der Ferne sahen wir Fallschirmspringer herunterkommen. Die Hauptrolle in diesem letzten Akt spielte Truus Wijsmuller-Meijer (…).“

(Eisheilige S. 136)

Eric Cohen zitiert aus dem Kapitel „Het laaste Schip“ (Das letzte Schiff) aus dem Buch der niederländischen Widerstandskämpferin von „Geen Tijd voor tranen“ (Keine Zeit für Tränen, 1952):

„Der Garnisonskommandant sagte zu mir: Mevrouw, Sie müssen sich so schnell wie möglich mit den Kindern aus dem Burgerweeshuis nach Ijmuiden begeben, wo man momentan alles dran setzt, ein Schiff nach England flott zu machen, und in London bemüht man sich um die Zustimmung der Royal Navy (…) Um zehn vor Acht legte die „Bodegraven“ ab, es war das letzte Schiff, das den Hafen von Ijmuiden verließ, zehn Minuten, bevor Holland kapitulierte.“

(Eisheilige S. 136f.)

13. Mai 2019

Eric Cohen starb mit 91 Jahren in Großbritannien.


Eric Cohen 1956


Eric Cohen 2001


Alle Fotos sind folgender Quelle entnommen; auch die Chronologie wurde nach der Quelle zusammengestellt:
Cohen, Eric: Rettung durch den Kindertransport nach England, in: Kauwertz, Frank: Die Drei Eisheiligen. Geschichten und Dokumente wider das Vergessen. Schicksale von Bürgern der israelitischen Gemeinde in Kaldenkirchen und Nachbarorten, Nettetal 2004 (2. Auflage), S. 129-140.
[Die_drei_Eisheiligen-Teil1.pdf (die-drei-eisheiligen.de)]

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